Auch wenn man es mir nicht ansieht, im Herzen bin ich ein bisschen Hippie. Wie kann ich das auch nicht sein? Die Idee von einer menschlicheren Lebensweise und liebevolleren Umgangsformen, die Hoffnung auf ein friedliches Leben, das Aufbrechen von klassischen Geschlechterrollen, eine gewisse Naturverbundenheit und Kritik an übermäßigem und unbedachtem Konsum sprechen mich auch heute (oder sollte ich sagen in diesen Zeiten besonders) an.
Ich brauche zur Umsetzung keine Räucherstäbchen oder bewußtseinserweiternde Mittelchen. Ich erkenne auch ohne Walle-Haare und gebatikte Kleider, dass diese Themen heute relevanter denn je sind. Das sind nicht die verrückten Ideen einer aufmüpfigen Generation, der 'wilden 70er'.


Zugegeben, auch wenn mir die Grundgedanken der 70er Generation sehr einleuchten und sympathisch sind, bin ich in ihrer Umsetzung nicht immer konsequent. Ich lebe weder vegan noch baue ich unser Gemüse selber an. Ich bin nicht immer nur freundlich und hab auch nicht alle Menschen gleich lieb. Aber ich denke darüber nach... Was mir aber immer besser gelingt, ist ein bewußter Umgang mit Kleidung. Wer um den Prozess der Kleidungsherstellung weiß, von der Idee bis zum Produkt, die Zeit und Mühe, die in jedem einzelnen Stück steckt, um die unterschiedlichen Qualitäten von Stoffen, der kann einfach nicht mehr in einem Billig-Shop Kleidungsstücke für 1,99 € kaufen. Ich vermute das geht allen so, die ihre Kleidung (größtenteils) selber herstellen.


Nach einigen intensiven Jahren an der Nähmaschine bin ich mittlerweile in der komfortablen Lage sagen zu können, dass ich mir (theoretisch) fast alles selber nähen kann. Ich habe nicht auf alles Lust und nicht für alles habe ich Zeit und Geduld - aber zu wissen, dass es möglich wäre, finde ich sehr schön!
Das führt im Geschäft allerdings häufig dazu, dass ich ein Kleidungsstück nicht kaufe. Es ploppt immer der Gedanke auf: Das kann ich selber! Ich durchforste gedanklich meine Schnittmustersammlung und schon hängt das Teil wieder an der Stange...
So erging es mir erst kürzlich, als ich auf der Suche nach einer luftig leichten Bluse war. Eine, die ich am Strand wie in der Stadt tragen kann; eine, in der ich angezogen bin (ihr wisst, in Jerusalem bedeutend) aber nicht schwitze...
Nach erfolgloser Suche in den Geschäften fiel mir der Schnitt Milla von Schnittmuster Berlin wieder ein. Es handelt sich dabei um eine Bluse im Hippie-Style der 70er. Sie hat weite Ärmel (die man bestimmt auch gut mit Gummi einfassen kann; das werde ich bei der nächsten einmal probieren), eine geraffte Unterbrustpartie und einen tiefen Ausschnitt, der mit Bindebändern geschlossen werden kann. Die ganze Buse fällt weit und luftig und erinnert an den Hippie- oder Boho-Style.
Milla ist eine untypische Bluse für mich und meinen Kleiderschrank. Ich trage normalerweise lieber körpernahe oder auf Silhouette geschnittene Kleidung. Bei dieser Tunika mag ich aber gerade, dass sie weit ist. Ich kann sie am Strand einfach über den Bikini ziehen und an die Strandbar gehen - so habe ich es mir zumindest vorgestellt.
Die Bluse ist insgesamt einfach zu nähen, lediglich der Stehkragen erfordert ein wenig Übung an der Maschine. Ich habe laut Maßtabelle eine Gr 38 genäht (liege dort zwischen 38/40) ohne Änderungen genäht und sie passt perfekt, finde ich.
Wer Schnittmuster Berlin noch nicht kennt: die Schnitte sind leider noch nicht alle als Ebook erhältlich (Milla noch nicht), sondern werden in der ausgewählten Größe als Schnittbogen versendet. Der Schnitt kommt mit einer Kurzanleitung. Dafür ist ein bisschen Näherfahrung nötig. Auf deren Blog findet man zu den Schnitten aber auch bebilderte Anleitungen für die kniffeligeren Stellen. Schnittmuster Berlin arbeitet aber daran euch ihre Schnitte direkt als Ebook verfügbar zu machen. Das finde ich großartig, ich bin ja immer von der spontanen und ungeduldigen Sorte ;-)
Milla mag übrigens besonders gerne leichte und fließende Stoffe. Ich habe hier einen leichten Baumwollstoff mit Struktur verwendet, den ich in Jerusalem gefunden habe (ich habe ähnliche aber auch schon Online gesehen). Er hat in sich gewebte Längstreifen. Dazwischen ist ein kleines zartes Lochmuster gestickt. Das lässt sich auf den Fotos nur sehr schlecht einfangen, sieht aber in echt sehr hübsch aus.
Zu dieser Bluse dürft ihr euch noch ein paar Accessoires vorstellen. Ich denke da vor allem an zarte Kettchen an meinem Hals oder hübsche Ohrringe... Mein Schmuck befindet sich aber bereits in Deutschland, da es nicht in den Container darf. Deshalb also nur eine eher 'nackte' Version...
In diesem Sinne: Love, Peace & Happiness!
Maarika
Stoff: strukturierte Webware aus Jerusalem