Als ich vor etwa vier Wochen das erste Mal über die Protestaktion 'This is not Ok' von mamimade gelesen habe, wusste ich sofort, dass ich mitmachen möchte (alle Details findet ihr auf dem mamimade-Blog).
In einem von Mamimade zusammengestellten Katalog zeigen sich Nähblogger in selbstgenähten Outfits oder sogenannter Fairwear, um gemeinsam ein Zeichen gegen die Missstände wie Ausbeutung der Näherinnen in der Bekleidungsindustrie zu setzten.
Lange habe ich überlegt, was ich für diese Aktion nähen könnte. Etwas besonderes sollte es werden, etwas nähtechnisch anspruchsvolles. Aber, wie so oft im Leben, ist es am Ende doch anders gekommen. Kurz vor knapp musste ich feststellen, dass ich nicht ausreichend Stoffe für meine Ideen im Fundus habe und mir neben Familie und Alltag im Moment die Zeit und Muße für etwas Kompliziertes fehlt. Also habe ich mich für etwas Unkompliziertes entschieden - aber besonders ist es doch!
Ich habe für diese Aktion endlich eine 'Selma' von Schnittreif und Fritzi für mich genäht. Dieser Kleider-Schnitt liegt schon eine ganze Weile auf meinem Nähtisch, jetzt habe ich ihn endlich ausprobiert.
'Selma' ist ein luftiges Sommerkleid, dass vorne hochgeschlossen, dafür aber im Rücken tief ausgeschnitten ist. Es kann sowohl aus Webware, wie in meinem Beispiel, als auch aus leichtem Jersey genäht werden und mit oder ohne Gürtel getragen werden.
Ich bin so froh, dass ich mir im Frühsommer diesen wunderschönen leichten Stoff bei Ella (ein kleiner Shop mit tollen Bio-Stoffen und ungewöhnlichen Prints bei Dawanda) gekauft habe. Ich liebe den warmen grau-Ton und finde die kleinen goldenen Ananas daruf ganz bezaubernd. Der Stoff fühlt sich wunderbar auf der Haut an und ist entgegen meiner Befürchtung NICHT durchsichtig. Leider ist er ausverkauft - ich würde ihn sonst direkt nachordern...
Für diese Aktion habe ich auch die Accessoires selber gemacht und mich endlich an meine SnapPaps von Snaply gemacht. Bei SnapPaps handelt es sich um veganes Leder, dass sich in Rohform wie dickes Papier anfühlt und sich auch so verarbeiten lässt. Wenn man es wäscht und knautscht, wird es weicher und lässt sich gut verarbeiten.
Ich habe für den Gürtel drei 0,5cm breite SnapPap-Streifen geflochten und an den Enden verknotet.
Das Armband habe ich aus 6 Streifen geflochten und mit KamSnaps verschlossen. Das fertige Band habe ich mit Stofffarbe 'gold glitzer' leicht eingefärbt - so passt es noch besser zum Kleid.
Nur für Schuhe hat meine Motivation dann nicht mehr gereicht ;-)
Auch wenn alles, was ich euch heute zeige 'fair' entstanden ist, so bin ich es leider nicht immer - und auch nicht unser Kleiderschrank. Immer wieder wandert auch mal ein Schnäppchen oder fauler Kompromiss hinein... aber ich bemühe mich mein Konsumverhalten zu beobachten und bewusster zu gestalten.
Ich freue mich, dass ich durch mein Hobby und das Bloggen Einblick in so viele Prozesse der Kleiderherstellung bekomme. Es steckt so viel Liebe und Herzblut, Zeit und Mühe im Stoffdesign, der Schnitterstellung und dem fertigen Kleidungsstück - das ist mit ein paar Euros nicht fair zu bezahlen.
Ich hoffe, dass diese Aktion ein Anstoß für viele sein wird, ihre Einkaufsgewohnheiten neu zu überdenken oder auch die Arbeit der DIY-Branche preislich fair zu schätzen. Denn so, wie es immer noch in vielen Ländern und auch bei uns läuft:
Euch ein schönes Wochenende,
maarika
Schnitt: Kleid 'Selma' by Schnittreif / Fritzi
Stoff: 'A nana's fabric caviar' über Ella-fabrics (leider ausverkauft)
Accessoires: Gürtel und Armband aus SnapPap über Snaply
Ohrstecker vom Arts&Crafts Markt in Jerusalem, DIY made in Jerusalem ;-)
verlinkt mit: mamimade - Nähbloggerkatalog